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dc.contributor.advisorCusack, Andrew
dc.contributor.advisorMoser, Christian
dc.contributor.authorSteinkraus, Marie-Claire
dc.coverage.spatial60en_US
dc.date.accessioned2024-01-24T17:10:11Z
dc.date.available2024-01-24T17:10:11Z
dc.date.issued2023-11
dc.identifier.urihttps://hdl.handle.net/10023/29072
dc.description.abstractIm Fokus dieser Dissertation sind die britische Brief- und Romanautorin Jane Austen und die deutsch-jüdische Briefautorin, Salonnière und Aktivistin Rahel Levin Varnhagen. Das Schaffen dieser beiden Autorinnen lässt sich in derselben Epoche, dem „Long Eighteenth Century“, lokalisieren. Dieser Begriff bezieht sich auf die Zeitspanne zwischen 1688 und 1832 und wurde etabliert, um die Verbindungen zwischen den sozialen, politischen, kulturellen und ideologischen Entwicklungen in diesem Zeitraum hervorzuheben. Trotz der zeitlichen Überlappung und der Hinterlassung herausragender Werke beider Autorinnen, ist eine erhebliche Differenz in der literarischen Anerkennung von Austen und Levin Varnhagen festzustellen. Während Austen seit geraumer Zeit ein unabdingbarer Bestandteil nicht nur des britischen, sondern des Welt-Literaturkanons ist, bleibt Levin Varnhagen trotz ihres, seit wenigen Jahrzenten anerkannten, Platzes im Kanon vergleichsweise unbekannt. Auffallend ist, dass sich dieser ungleiche literarische Status ebenso auf viele weitere Autorinnen des „Long Eighteenth Century“ und des darauffolgenden neunzehnten Jahrhunderts übertragen lässt. Dabei zeichnet sich eine deutliche Kluft zwischen der Berühmtheit englischer Autorinnen und dem an Unsichtbarkeit grenzenden Mangel an Anerkennung für deutsche Schriftstellerinnen ab. Während sich auf englischer Seite einige der größten Namen der Weltliteratur finden lassen – neben Jane Austen beispielweise noch Charlotte Brontë oder George Eliot – bleiben die herausragenden Leistungen von Fanny Lewald, Louise Otto oder Hedwig Dohm wenig erforscht. Die Ursachen dieses Phänomens sind vielschichtiger Art und liegen sowohl im literaturgeschichtlichen Kontext der Spätaufklärung und der Französischen Revolution sowie und vor allem in der Rolle des Briefeschreibens. Die vorliegende Arbeit zielt dementsprechend darauf ab, im Hinblick auf die genannten Faktoren, diese Ursachen der ungleichen literarischen Anerkennung deutscher und englischer Autorinnen zu identifizieren. Dabei müssen die Auswirkungen der aufklärerischen Ideale im Deutschland und England des „Long Eighteenth Century“ als zweischneidiges Schwert betrachtet werden. Einerseits brachten ihre humanistischen, egalitären Werte eine gesteigerte Bildung, ein dadurch wachsendes Lesepublikum und eine Modernisierung des Literaturmarktes mit sich. Andererseits wurden diese Werte durch ihre Assoziation mit der Französischen Revolution in Deutschland und England großen Teils abgelehnt. Angst vor Revolution im eigenen Land trieb sowohl die Anti-Jakobiner in England sowie die Romantiker in Deutschland zu verstärktem Nationalismus und Konservatismus an. Frauen, in Deutschland auch Juden, wurden somit stärker denn je vom gesellschaftlichen Geschehen ausgeschlossen. Daran gekoppelt war vor allem in Deutschland ein wachsender Antisemitismus, von welchem Levin Varnhagens Leben sowie die Anerkennung ihrer literarischen Fähigkeiten ebenfalls stark beeinflusst waren. Die Repräsentation englischer Kultur in Austens Romanen, andererseits, wurde vom englischen Patriotismus begrüßt und verschaffte somit ihrer Rezeption einen Vorteil. In diesem Zuge muss außerdem der unterschiedliche Grad an Radikalität in Austen und Levin Varnhagen festgestellt werden. Während Austen die Gesellschaftskritik in ihren Werken, an die Umstände ihrer Zeit angepasst, nur indirekt äußert, sind Levin Varnhagens Briefe von politisch meinungsstarken, teils radikalen, Aussagen durchzogen. Da aufgrund der als Bedrohung wahrgenommenen Französischen Revolution in beiden Ländern eine Ablehnung alles Radikalen herrscht, trägt diese Diskrepanz ebenfalls zu Austens und Levin Varnhagens entgegengesetzter Rezeption bei. Diese Beobachtung wird unter Berücksichtigung der Radikalität anderer deutscher Autorinnen des neunzehntes Jahrhunderts, wie die oben aufgelisteten, besonders interessant. Neben diesen geschichtlich-politischen Faktoren, nimmt die Rolle des Brief-Genres und seine Gegenüberstellung zum Roman in dieser Arbeit eine zentrale Rolle ein. Beide Gattungen werden im „Long Eighteenth Century“ und noch lange danach als trivial und nicht literarisch angesehen. An dieser Stelle ist die in Deutschland besonders starke Dichotomisierung von Trivial- und Hochliteratur zu erwähnen, welche die Anerkennung von allem, was sich nicht als Hochliteratur klassifiziert, fast unmöglich macht. Trotz seiner Einstufung als trivial erreicht der britische Roman bereits im Laufe des späten achtzehnten, insbesondere aber im neunzehnten Jahrhundert, eine außergewöhnlich hohe Popularität, an welche der sich etwas später entwickelnde deutsche Roman nicht herankommt. Es fällt auf, dass die großen Namen englischer Autorinnen des neunzehnten Jahrhunderts alles Namen von Romanautorinnen sind. Auch für eine Untersuchung von Austens Anerkennung ist der Status des britischen Romans entscheidend; ihren Briefen wurde wohlgemerkt erst Beachtung geschenkt, als sie bereits einen hohen literarischen Status als Romanautorin innehatte. Levin Varnhagens literarisches Werk, das fast ausschließlich aus Briefen besteht, wurde aufgrund der vermeintlichen Trivialität dieses Genres stark vernachlässigt. Kapitel Zwei und Drei sind demnach hauptsächlich der Literarizität der Briefe dieser beiden Autorinnen gewidmet. Die eingehende Lektüre einiger ausgewählter Briefe demonstriert das weite Spektrum an Stilen des Briefeschreibens, wobei Austens und Levin Varnhagens Briefe sich sehr deutlich voneinander unterscheiden. Der heitere, kurz angebundene Tonfall der ersteren steht in direktem Kontrast zu den emotional intensiven und langen Briefpassagen Levin Varnhagens. Bezüglich ihrer Hinweise auf Literarizität ähneln sich ihre Briefe jedoch nicht unerheblich. So bringen beide durch literarische Bezüge, eine gewählte Schreibweise und Kommentare über die Sphäre des Öffentlichen zum Ausdruck, dass sie das Briefeschreiben als Kunstform ansehen, die es wert ist, dem öffentlichen Diskurs beizutreten. Beide nutzen dabei das Briefeschreiben als Schreibübung sowie als ein Weg, sich im literarischen Feld ihrer Zeit zu positionieren. Ein Teil dieser Positionierung sind die Vertretung ihrer sich in vieler Hinsicht deckenden politischen Ansichten, einschließlich ihrer emanzipierten Ideale bezüglich der Rolle der Frau. Zentral für ihre Selbstpositionierung als Schriftstellerinnen sind außerdem Austens Bezüge und Parallelen ihrer Briefe zu ihren Romanen und Levin Varnhagens Entwicklung in ihrer Rolle als Literaturkritikerin und Vermittlerin Goethes. Diese Rollenverteilung bringt weitere, fundamentale Unterschiede hinsichtlich der literarischen Anerkennung beider Autorinnen mit sich. Die Literarizität von Briefen allgemein sowie die verschiedenen Formen dieser Literarizität in Austens und Levin Varnhagens Briefen muss daher anerkannt werden. Nur so können die Leistungen weiblicher Schriftstellerinnen nachvollzogen und vor allem brillante deutsche Brief-Autorinnen ans Licht gebracht werden. Abschließend wird die posthume Kanonisierung von Jane Austen und Levin Varnhagen untersucht, welche stark von diesem Hintergrund aus Literaturgeschichte und Brief-Roman-Beziehung beeinflusst ist.en_US
dc.language.isoenen_US
dc.rightsCreative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International*
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/*
dc.subjectRahel Levin Varnhagenen_US
dc.subjectJane Austenen_US
dc.subjectGerman and English women writersen_US
dc.subjectLetter writingen_US
dc.subjectLong eighteenth centuryen_US
dc.subjectReception and recognitionen_US
dc.subjectFrench Revolutionen_US
dc.subjectThe novelen_US
dc.titleInvisibility and fame : Rahel Levin Varnhagen and Jane Austen and the role of letter writing in dismantling the unequal recognition of long eighteenth-century German and English women writersen_US
dc.typeThesisen_US
dc.type.qualificationlevelMastersen_US
dc.type.qualificationnameMLitt Master of Lettersen_US
dc.publisher.institutionThe University of St Andrewsen_US
dc.publisher.departmentRheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonnen_US
dc.identifier.doihttps://doi.org/10.17630/10023-29072


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